Perversionen des Kapitalismus: Private Equity Funds

12. Dezember 2009

Ein traditionsreiches Unternehmen, das seit über 150 Jahren besteht und während dieser Zeit fast ständig gewachsen ist, sodass ein weltweit agierender Konzern daraus geworden ist, wird 2003 von einem Medienriesen, weil dieser Aufgrund von mangerfehlern dringend Geld benötigt für 600 Millionen Euro an zwei Finanzinvestoren verkauft. Diese fusionieren das Unternehmen mit einem anderen aus ihrem Besitz und entnehmen während der nächsten 6 Jahre kreditfinanziert 1 Milliarde Euro. Nach diesen 6 Jahren hat einer der beiden Investoren aufgrund der Finanzkrise finanzielle Probleme und somit beschließen die Eigentümer und Manager des Konzerns zunächst 50% zu verkaufen. Als dieses Vorhaben scheitert, Bieter jedoch bekunden, am gesamten Unternehmen interessiert zu sein, wird nach monatelangen Verhandlungen der Gesamtverkauf abgewickelt. Zwei andere Private Equity Funds erwerben das Unternehmen für geschätzte 100 bis 150 Millionen Euro und vereinbaren mit Bankenriesen eine Neuregelung der Verschuldung von ca. 2,2 Milliarden, mit denen der Konzern nach diesen 6 Jahren dasteht, obwohl diese Zeit geschäftlich eigentlich gut verlaufen ist. Der Konzern hat einen Umsatz von etwa 880 Millionen Euro im Jahr und ist in seiner Branche die Nummer Zwei, mehr als 5000 Mitarbeiter weltweit sind dort beschäftigt und die Wirtschaftskrise hat sich nur zu einem geringen Teil negativ auf sein Geschäft ausgewirkt.

Wie geht es dann weiter?

Die neuen Eigentümer werden ebenfalls nach 3 bis 6 Jahren mit einer Rendite von 10-15% jährlich aussteigen wollen. Wie werden sie das erreichen? Synergieeffekte durch eine Fusionierung und Rationalisierungen wurden schon von den vorigen Eigentümern durch das Konzernmangement umgesetzt und ausgeschöpft. Kann dies nicht nur durch Kosteneinsparungen am Rücken der MitarbeiterInnen und durch eine Filetierung des Konzerns geschehen, indem kleine Happen gewinnbringend an die Konkurrenz verkauft werden? Und dann wird ein weiteres traditionsreiches Unternehmen, nachdem es durch die Hände von Private Equity Funds gegangen ist, von den heuschrecken in blutigen Filetstücke zerlegt sein Ende finden. Und Hunderte, wenn nicht gar Tausende MitarbeiterInnen werden durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes die Zeche dafür zu zahlen haben, weil die Eigentümer nicht auf langfristiges moderates Wachstum setzen, sondern dem Unternehmen die Substanz auspressen und nur schnell hohe Gewinne abschöpfen möchten.

Es ist also höchste Zeit, dass dem Vorgehen von Private Equity Funds ein Riegel vorgeschoben wird, damit nicht schon morgen das nächste traditionsreiche Unternehmen dieses Schicksal teilen muss! Denn es gibt bessere Formen der Unternehmensfinanzierung, die nicht zu Lasten der MitarbeiterInnen und der Allgemeinheit gehen!